Rüster/Ulme

Die etwa 20 bis 25 Ulmenarten sind ausschließlich in der nördlichen Hemisphäre verbreitet, der weitaus überwiegende Anteil in den gemäßigten Klimazonen. Die größte Artenvielfalt (ca. 12) findet sich in Ostasien (China, Japan, Korea); die entsprechenden Hölzer werden vorwiegend lokal genutzt und sind bislang noch ohne wesentliche Anteile auf dem Europäischen Markt. Von den in Europa und Nordamerika heimischen Ulmenar¬ten besitzen jeweils drei aufgrund der Häufigkeit ihres Vorkommens eine überregionale Bedeutung als Nutzholzlieferanten. Strukturbild und tech¬nische Eigenschaften dieser Hölzer weichen wegen des ähnlichen Aufbaus nur wenig voneinander ab, so daß keine sichere Unterscheidung der Arten möglich ist. Die Holzfarbe jedoch ist artabhängig variabel und erhält dadurch bei der Aushaltung einzelner Sortimente eine besondere Bedeutung. Im deutschen Sprachgebrauch wird das Holz der Ulmen überwiegend als „Rüster° bezeichnet.

Botanische Bezeichnungen, Verbreitung und wichtige Handelsnamen:
1. U. americana; östliches Nordamerika von Neufundland durch das südliche Kanada bis zu den Rocky Mountains, südlich bis Texas und Nordflorida (american elm, soff elm, water elm, white elm, Kanadische Ulme).

2. Ulmus carpinifolia (= U. campestris); Europa und Kleinasien, südlich bis Nordafrika, östlich bis Kaukasus (Feldulme, Feldrüster, Rotrüster)

3. U. glabra (= U. montana); Europa, Kleinasien, östlich bis Kaukasus und NW-Iran (Bergulme, Bergrüster, Haselulme).

4. U. laevis (= U. effusa); Mittel, Ost und Südosteuropa, Kleinasien, westlich bis Frankreich, öst¬lich bis Kaukasus (Flatterulme, Flatterrüster, Weißrüster, Bastrüster).

5. U. rubra; Verbreitung ähnlich wie U. americana, jedoch mit geringerer Ausdehnung (slippery elm, Gray elm, red elm, soft elm)

6. U. thomasii, nordöstliches Nordamerika im Gebiet um die Großen Seen, südlich bis Tennes¬see (rock elm, cork elm)

Von weitgehend lokaler wirtschaftlicher Bedeutung sind:
U. procera; West- und Südeuropa (Englische Ulme, english elm, red elm, nave elm)
U. laciniata, U. propinqua; Japan, Korea, N-China, 0-Sibirien (Japanese elm, nire, ohyö)

Kurzzeichen nach DIN 4076 Blatt 1
RU (steht für Rüster/Ulme und gilt nur für Feldulme)
Beschreibung
Stammform
Im Bestandesschluß geradschäftig und zylindrisch, mit astfreien Längen bis 10 m und Durchmessern zwischen 50 und 100 cm; mitunter leicht spannrückig durch kräftige Wurzelanläufe. Im Freistand mit tief angesetzten, breit ausladenden Kronen und entsprechend geringer nutzbarer Schaftlänge.
Farbe und Struktur des Holzes

Splint hellfarbig (gelblich bis hellgraubraun), meist deutlich vom Kernholz abgesetzt; je nach Art schmal bis breit, im Einzelfall bis zu zwei Drittel des Stammquerschnitts einnehmend. Kernholz von hellbraun (z. B. Ulmus thomasii), über graubraun bis rotbraun (z. B. Ulmus rubra) und unter Lichteinfluß nachdunkelnd; an der Kern-Splintgrenze Farbstreifen möglich. Poren im Frühholz grob und zu mehrreihigen Ringen angeordnet (ringporig); Spätholzporen fein und zu meist welligen Bändern vereinigt, die auf Tangentialflächen zwischen den markanten Frühholzfladern eine feine und gezackte Zwischenfladerung ergeben, wodurch ein besonders lebhaftes Holzbild entsteht. Radial dagegen sind nur die Frühholzporen als Streifen deutlich abgesetzt und bestimmen mit den dunklen Holzstrahlen (bis zu 1 mm hohe Spiegel) das Holzbild.

Gesamtcharakter
Durch Früh- und Spätholzporenringe in allen Schnittrichtungen auffällig strukturierte, dekorative Hölzer mit meist breitem Splint und variabler Kernfärbung.
Abweichungen
Krümmungen, Unrundheit, Drehwuchs, Zwieselwuchs, unvollständige Verkernung, Insektenbefall im Splint und un¬regelmäßiger Faserverlauf, Farbabweichungen sowie Kernfäule (bei alten Bäumen) können Holzqualität und Nutzung beeinträchtigen.
Handelsformen

Rundholz ab ca. 30 cm Durchmesser und 180 cm Länge aufwärts, vorwiegend für die Herstellung von Messerfurnieren. Schnittholz, luft- und technisch getrocknet; Bretter und Bohlen in Dicken von (18-) 50-120 (-150) mm, von 75 mm Breite und 1,80 m Länge aufwärts. Messerfurniere in Dicken von 0,6-1 mm, ferner Parkett und Paneele.

Besondere Sortimente bilden Wurzelmaserknollen und gemaserte Stammabschnitte.

Daten
Gewicht
- frisch: 700-1200 kg/cbm
- Schnittholz lufttrocken: 481 - 850 kg/cbm
- darrtrocken: 440 - 800 kg/cbm
Druckfestigkeit: 35 - 64 N/mm2
Biegefestigkeit: 65 - 110 N/mm2
Elastizitätsmodul (Biegung): 6000 - 12.000 N/mm2
Eigenschaften
Rüster ist ein mäßig schweres Holz (vergleichbar mit Eiche und Buche) mit entsprechend guten Festigkeitseigenschaften. In Abhängigkeit von Art und Wuchsbedingungen streuen die Eigenschaften jedoch, wie bei allen ringporigen Laubhölzern, sehr stark, was bei der Verarbeitung und Verwendung beachtet werden muß. Das Holz ist von grober Textur, außerordentlich zäh und schwer spaltbar, sowie gedämpft sehr gut zu biegen. Es ist mit üblichen Hand- und Maschinenwerkzeugen gut bis befriedigend zu bearbeiten und läßt sich problemlos messern und schälen. In Abhängigkeit von der Wuchsqualität können beim Sägen, Hobeln, Fräsen, Drechseln und Schleifen „filzige" Oberflächen entstehen. Das Holz läßt sich gut nageln, schrauben und leimen, die Paßgenauigkeit sowie Haltbarkeit von Holzverbindungen ist von guter Qualität. Mäßige Schwind- und Quellmaße ergeben ein noch befriedigendes Stehvermögen. Die technische Trocknung muß langsam vorgenommen werden und erfordert eine vorsichtige Regelung, um übermäßige Rissbildung und Verformungen zu vermeiden. Die Resistenz des Kernholzes gegen holverfärbende und holzzerstörende Organismen (Pilze, Insekten) ist mäßig (Dauerhaftigkeitsklasse IV nach DIN 68364) und für eine Verwendung in Feuchträumen sowie ungeschützt im Außenbau nicht ausreichend. Unter Ausschluß von Sauerstoff (z. B. unter Wasser) gilt Rüster als sehr dauerhaft.
Oberflächenbehandlung
Innenverwendung: Alle Arten der Oberflächenbehandlung können angewendet werden, z.B. Beizen, farblose oder pigmentierte Lasuren, Klar- und Farbwachse, naturbelassene Öle sowie transparente oder deckende Lacke.
Außenverwendung: Wegen der nicht ausreichenden Pilzresistenz ist ein Einsatz von Rüster im Außenbereich ohne entsprechende Schutzbehandlung nicht zu empfehlen.
Verwendungsbereiche

Wegen seiner ansprechenden Farbe und dekorativen Maserung wird Rüster in erster Linie als Furnier im Ausstattungssektor für Möbelflächen, Vertäfelungen, Paneele, Türblätter u. a. eingesetzt; als Vollholz für Möbel, Treppen, Stab- und Mosaikparkett, Drechselarbeiten (Möbelteile, Marqueterie), für Werkzeugstiele mittlerer Beanspruchung sowie für Haushaltsgegenstände aller Art.

 

Austauschhölzer: Rüster ist in der Innenverwendung eine attraktive Alternative für häufig verwendete Ausstattungshölzer wie Eiche (Merkblatt 63), Esche (Merkblatt 88), Sen (Merkblatt 98) und andere, wenn auch nur in begrenztem Maß aufgrund der geringen Verfügbarkeit (siehe Anmerkungen). Andererseits stehen aus gleicher Familie mit dem ostasiatischen „Keyaki" (Zelkova spp.) und dem Zürgelbaum oder „Hackberry" (Celtis spp.) aus dem östlichen Nordamerika zwei in Holzbild und -eigenschaften ähnliche Hölzer zur Verfügung, die im Austausch für Rüster sehr gut eingesetzt werden können.

 

Anmerkungen: Rüster europäischer Herkünfte ist seit geraumer Zeit nur begrenzt verfügbar. Seit den 20er Jahren wird bei Ulmen ein weit verbreitetes Absterben der Bäume registriert, das vermutlich in den Niederlanden seinen Ausgang nahm und sich von dort nach Westen (Nordamerika) wie Osten (Asien) ausbreitete. Ursache für dieses sogenannte „Ulmensterben° ist eine von Pilzen ausgelöste Krankheit, die von einem Käfer (Ulmensplintkäfer) verbreitet wird. Jahrzehntelange, intensive Forschungsarbeiten in den Niederlanden, USA und Rußland haben mittlerweile sowohl bei der Bekämpfung der Krankheitserreger bzw -überträger als auch bei der Erkennung bzw. Einkreuzung resistenter Sorten einige Fortschritte erzielt. In Verbindung mit begleitenden forstlichen Maßnahmen besteht Anlaß zu verhaltenem Optimismus, daß das Ulmensterben verlangsamt und somit das hochgeschätzte Holz der Holzwirtschaft bzw. dem Handwerk sowie der holzverarbeitenden Industrie weiterhin zur Verfügung gestellt werden kann.

Literatur

ANON. (1940): Holzeigenschaftstafel Rüster. Holz als Roh- und Werkstoff, 3,(12),443-444.

ANON.(1972): Handbook of Hardwoods. Building Research Establishment, Princes Risborough Laboratory. HMSO, London.

CHEN, YS., R.C. SCHLESINGER (1973): Elm, an American wood. USDA Forest Service, Merkblatt FS-233.

DAHMS, K.G. (1991): Nordamerikanische Exporthölzer. DRW-Verlag Stuttgart.

GIBBS, J.N., D.A. BURDEKIN, C.M. BRASIER (1977): Dutch Elm Disease. For. Comm. Record 115, HMSO, London.

GOTTWALD, H. (1958): Handelshölzer. F. Holzmann Verlag Hamburg.

GROSSER, D. (o.J.): Rüster (Ulme). Informationsdienst Holz der Arbeitsgemeinschaft Holz e. V., Düsseldorf und Centrale Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft, Bonn.

SINGH, T. (1987): Wood density variation in thirteen Canadian species. Wood and Fibre Science 19(4),362-369.

WAGENFÜHR, R., C. SCHEIBER (1985): Holzatlas. VEB Fachbuchverlag Leipzig.

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