Amerikanische Roterle

Die Gattung der Erlen (Alnus) zählt mehr als 30 Arten, von denen fast je ein Drittel in Nordamerika, in Europa sowie Asien verbreitet ist. Es sind überwiegend kleine bis mittelgroße Bäume, die feuchte Standorte mäßig warmer Länder der nördlichen Erdhälfte bevorzugen und als Pionierholzarten schnell wachsende Reinbestände bilden können. Einige Arten erreichen, die Gebirge begleitend, auch südlichere Standorte in Nordafrika, Formosa, Vietnam und Argentinien. Die Hölzer der baumförmigen Arten ähneln sich in Struktur, Farbe sowie technischen Eigenschaften so weitgehend, daß sie häufig miteinander austauschbar sind. - In diesem Merkblatt werden hauptsächlich die für den europäischen Markt wichtige Amerikanische Roterle und die in Deutschland überwiegend verbreitete Schwarzerle beschrieben.

Botanische Bezeichnungen

für Amerikanische Roterle: Alnus rubra, für Schwarzerle: Alnus glutinosa; Familie der Betulaceen.

Weitere Handelsnamen

für Amerikansiche Roterle:Alder (=Erle), Brown Alder, Pacific Coast Alder, Werstern Alder (auch für andere Aren in den USA gebraucht);

für Schwarzerle:Erle, Europäische Erle, Roterle

Kurzzeichen nach DIN 4076 Blatt 1

für Schwarzerle: ER

Beschreibung
Stammform
Vollrund und geradschäf-tig oder gekrümmt am unteren Stamm; astfreie Längen bis 18 m, meist um 8 m bis 12 m und mit Durchmessern bis 0,8 m, häufig um 0,5 m; teils eingewachsene Äste häufig und alte Stämme (über 60jährig) mit beginnendem Faulkern.
Farbe und Struktur des Holzes

Ohne echtes Kernholz, obwohl von außen nach innen die Färbung zunehmen kann. Frisches Holz blaß gelblich bis hell rötlichweiß, nach dem ersten Übertrocknen oberflächlich in organge bis bräunlich übergehend; trocken (12% bis 8%) überwiegend blaß gelblich bis rötlichbraun, ohne klare Unterscheidung zwischen den Arten. Zuwachszonen auch auf glatten Flächen durch geringe Hell-/Dunkelunterschiede zwischen Früh- und Spätholz nur schwer erkennbar. Poren zerstreut, sehr fein und ohne Lupe kaum wahrzunehmen. - Holzstrahlen sehr schmal und niedrig, das Holzbild nicht beeinflussend; vereinzelt und in unregelmäßigen Abständen bis zu mehreren Zentimetern so dicht zusammenstehend, daß der Eindruck eines breiten Holzstrahles entsteht („Scheinmarkstrahl"). - Speicherzellen nicht erkennbar. - Markflecken im Querschnitt als meist nierenförmige, rote Felder und im Längsschnitt als bis mehrere Zentimeter lange und feine Streifen unterschiedlich häufig.

Gesamtcharakter
Gleichmäßig strukturierte Hölzer mit porenlos erscheinender Oberfläche und blaß gelblichbrauner bis rötlichbrauner Färbung (trocken).
Abweichungen
Veränderungen von Farbe und Festigkeit im inneren Stammbereich durch fortgeschrittene Weißfäule.
Handelsformen

Rundholz: nur von Schwarzerle.
Schnittholz: Längen ab 2,5 m bis 4,2 m; Breiten ab 75 mm bis 100 mm; Stärken von 25 mm bis 100 mm.
Furniere: Geschält oder gemessen.
Halbwaren: Leisten- u. Profilhölzer.
Sperrhölzer: Furnier- und Tischler-platten.

Gewicht
- ungetrocknet (Rundholz)

ca. 765* kg/m³ - 900** kg/m³

- darrtrocken
ca. 0,42* g/cm³- 0,49** g/cm³
Druckfestigkeit (lufttrocken)
ca. 40* N/mm² - 50** N/mm²
Biegefestigkeit (lufttrocken)
ca. 68* N/mm² - 90** N/mm²
(Nordamerikansiche Roterle*; Schwarzerle **)
Eigenschaften
Nach dieser Tabelle sind die Hölzer beider Erlen-Arten als „mäßig leicht" einzustufen, wobei die Werte für die Nordamerikanische Roterle etwa um % geringer sind als die der Schwarzerle; ihre Werte ähneln dem Lenga, dem Limba und dem amerikanischen White-wood. Andere nur lokal genutze Erlen-Hölzer, wie die nordindische Erle von Alnus nepalensis, die japanische vonA. japonica, die taiwanische von A.formo-sana und die südamerikanische von A. jorullensis sind ähnlich leicht wie die Nordamerikanische Roterle. - Die Bearbeitung der Erlen-Hölzer erfordert einen nur mäßigen Kraftaufwand und führt überwiegend zu glatten Flächen; nur bei Astansätzen oder anderen Faserabweichungen kann es, besonders bei Drehautomaten und beim Fräsen, zu filzigen Oberflächen kommen. Eckverbindungen, Nägel und Schrauben sowie Verleimungen halten gut. Alle Erlen-Hölzer sind gut schäl- und messerbar, zu drechseln und zu fräsen. -Die Schwindungswerte liegen im mittleren Bereich, sind in den Längsrichtungen nur mäßig verschieden und ergeben in befriedigendes bis gutes Stehvermögen. - Die Trocknung verläuft schnell und führt selten zu leichter Rißbildung oder zum Verziehen. Nachteilig ist die Neigung zum Verbräunen, die bei mehrjähriger Freiluft-Trocknung wie auch bei der technischen Trocknung auftreten kann; bei letzterer wird durch eine kurze Erhitzung auf 95° im gesättigten Wasserdampf versucht, Verfärbungen vorzubeugen. Erlen-Hölzer sind geruchlos, anfällig für Pilz- und Insektenbefall, und im Süßwasser besteht (untergetaucht) eine gute Haltbarkeit gegen das Verrotten.
Oberflächenbehandlung

Im Innenbereich, für den Erlen-Hölzer im allgemeinen nur verwendbar sind, können alle Mittel und Methoden angewendet werden; geschlossene und hochglänzende Flächen sind gut herzustellen. - Alle Erlen-Hölzer sind in beliebiger Weise beizbar, aber besonders gut als Mahagoni, Nußbaum und Kirschbaum.

Verwendungsbereiche

Vollholz: Aufgrund der nach Farbe und Struktur praktisch nicht unterscheidbaren Arten sind alle Erlen-Hölzer gleich oder sehr ähnlich einsetzbar, vor allem in kleinen Dimensionen und wo keine besonderen Ansprüche an die Festigkeit gestellt werden: Für gedrechselte, gefräste oder geschnitzte Möbelteile, Schubkastenseiten, Blindhölzer und Mittellagen, Gehäuse oder Fassungen für Armaturen und Uhren, Modellbau und Formen, Besen- und Bürstenrücken, Bilderrahmen und Zierleisten, zusammengesetzte Ringe großer Durchmesser, Spulen, Geschenkartikel, Spielzeug, Bleistifte, Zigarrenkisten, Bienenbeuten, Obstkisten sowie Bauteile unter (Süß-)Wasser.
Furnier: Für Platten, geschält oder gemessert sowie für Absperrungen, Decks (Vertäfelungen, Paneele).

Austauschhölzer

Im Innenbereich überwiegend gebeizt als Vollholz oder Furnier, häufig im Austausch für Kirschbaum und Mahagoni verwendet; außerdem für Abura, Agba, Birnbaum (Pyrus communis), Lenga, Limba, Nußbaum, Rauli, Nordamerikan. Redgum (Liquidambar styraciflua) und Nordamerikas Whitewood (Liriodendron tulpifera).

Anmerkungen

Das Holz der in Nordeuropa und in Westsibirien verbreiteten Grauerle (Alnus incana) ist nicht von Schwarzerle unterscheidbar, wird wie diese gehandelt und verwendet.

Literatur

Anonymus: Schwarzerle-Holzeigenschaftstafel, in Holz als Roh- und Werkstoff 2 (5): 215, Berlin 1939.
- - -: Red Alder, in American Woods
FS-215, US Dep. Agric. For. Serv., Washington DC 1971.
Brandstätter, M.: Zur Vermeidung der Verfärbung bei künstlicher Trocknung von Erlenholz, in Internat. Holzmarkt 4:7, Wien 1988.
Dahms, K.-G.: Roterle - Neue Importholzkunde III, in Holz-Zentralblatt 60/61: 899, Stuttgart 1982.
Kropf, P.: Die Erle und die Verwendung ihres Holzes, in Holz-Zentralblatt 146: 2146, Stuttgart 1985; 154/155: 2258-2259; 1985; 5: 36, 1986.

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